Diese Kinder sind gemeint
So muss man es sich vorstellen
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Kind mit wenigstens fünf der genannten Eigenschaften, von denen jede einzelne schon ausreicht für viel, viel Ärger. Was wären Sie für ein schreckliches Kind! Wenn Sie irgendwo hinkämen, wüssten Sie genau, dass alle froh wären, wenn Sie wieder gingen. Und das wäre ja auch verständlich, denn überall, wo Sie auftauchten, entstünde Unruhe, ginge etwas kaputt...
Wenn Sie so ein Kind wären, würden Sie bemerken, dass Kameraden und Geschwister viele Dinge ,,einfach so" können. Sie würden Angst davor bekommen, dass alle merkten, wie Ihnen oft die simpelsten Dinge irgendwie nicht gelingen. Sie würden sehr genau spüren, dass die anderen Kinder ,,passender" und ,,liebenswerter" sind. Denn das bestätigen Ihnen eigentlich die Kameraden, die Eltern, die Lehrer dadurch, dass sie Ihnen immer und immer wieder sagen, was Sie falsch machen oder was Sie nicht können.
Und wie, glauben Sie, würden Sie sich fühlen, wenn Sie so ein schreckliches Kind wären und eigentlich das Gefühl haben müssten, dass das Leben für alle, für die Sie gerne ,,gut" wären, ohne Sie schöner sein müsste?!
So kann man Überaktivität definieren
Von Überaktivität / Hyperaktivität - je nachdem, welcher Begriff gewählt wird, auch Aufmerksamkeitsdefizit-Sydrom = ADS, spricht man erst dann, wenn die unter 1. genannten Eigenschaften bei einem Kind häufiger als bei Gleichaltrigen auftreten und sich daran mindestens ein halbes Jahr lang nichts ändert.
So sehr sich das Verhalten von Kindern mit Über- oder Hyperaktivitätsstörungen auch unterscheidet, bei genauer Beobachtung lassen sich fast immer folgende vier Gegebenheiten erkennen:
Bewegungsunruhe
Eingeschränkte Aufmerksamkeit: leichte Ablenkbarkeit, wenig Ausdauer, schneller Wechsel in den Beschäftigungen
Impulsivität: vorschnelles, planloses Handeln
Gefühlsmäßige Labilität:
Hin- und Hergerissensein zwischen z.B. Aufmerksamkeitsbedürftigkeit und heftiger Wut oder robuster Unempfindlichkeit und extremer Verletzlichkeit
Sehr häufig weisen die Kinder als zentrales Merkmal Integrations- oder Wahrnehmungsstörungen auf. Es kann sich z. B. um Störungen in der optischen oder akustischen Differenzierung handeln oder aber um eine gestörte Tastwahrnehmung oder ein ungenügend ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl. Wie oben bereits erwähnt, gibt es noch eine Reihe von anderen denkbaren Integrationsstörungen, und diese können in unterschiedlichster Kombination und Ausprägung vorhanden sein.
In vielen Fällen vermutet man, dass die Integrations- und Wahrnehmungsstörungen. Auslöser für motorische Unruhe und Impulsivität sind. Es scheint so zu sein, als ob die Kinder ihre "Missempfindungen" durch erhöhte Aktivität kompensieren wollen.
Noch etwas kommt hinzu:
Diese Kinder wissen häufig nicht, wie sie eine Freundschaft aufbauen und aufrechterhalten können, obwohl sie ihrem Gefühl nach große Anstrengungen dafür unternehmen.
Die Ursachen
Trotz aller bisherigen Bemühungen gibt es bis heute keine endgültige Aussage zur Entstehung von Hyper- oder Überaktivität. Man geht davon aus, dass die Auffälligkeiten häufig multifaktoriell bedingt sind; das heißt, bei einem Kind können durchaus mehrere Ursachen in Frage kommen.Folgende Einflussfaktoren werden im Zusammenhang mit Hyper- oder Überaktivität diskutiert: Erbliche oder anlagebedingte Faktoren:Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Kindern eine erbliche Disposition vorhanden sein muss.
Biochemische Faktoren:
Verbindungen zwischen Nervenzellen kommen nicht wunschgemäß zustande oder biochemische Reizungsprozesse verzögern sich, z. B. durchschädigende Einwirkungen während Schwangerschaft und Geburt, Stoffwechselstörungen, Ernährungsfehler, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Schwächung der körpereigenen Abwehr infolge von Umweltbelastungen, z. B. Quecksilber, Blei u. a. m.
Hirnorganische Faktoren:
In den letzten Jahren treten diese Faktoren zunehmend in den Hintergrund, kommen aber in Einzelfällen immer noch als Ursache in Betracht: Infektionskrankheiten, z. B. Hirnhautentzündung, außergewöhnliche Belastungen während Schwangerschaft oder Geburt.
Psychosoziale Faktoren:
Das auffallende Verhalten ist ein Notsignal des Kindes auf gestörte Beziehungen in seinem sozialen Umfeld. Überflutung mit optischen und akustischen Eindrücken bei gleichzeitiger Unterversorgung der Sinne und der Motorik mit gesunden Entwicklungsreizen, fehlende Nestwärme, Mangel an Konsequenz und andere spezielle Familienprobleme, falsches Leistungsdenken, überzogene Leistungsanforderungen, Kommunikationsstörungen in Kindergarten, Schule, mit anderen Kindern.
Es gibt auch Kinder, die eher aktivitätsgebremst sind, ansonsten aber ganz ähnliche Symptome aufweisen wie die oben genannten. Aufgrund der fehlenden Bewegungsunruhe wirken diese Kinder in ihrer Umgebung zunächst unauffällig, und ihre Probleme werden lange übersehen.
Ein bildhafter Vergleich
Die Sache mit dem Verkehrspolizisten Das menschliche Gehirn muss Sinneseindrücke und Empfindungen ordnen, damit ein Mensch sich normal bewegen und verhalten kann. Das Gehirn lokalisiert und ordnet Empfindungen etwa so wie ein Verkehrspolizist, der Autos und Fußgänger leitet. Fließen Sinneseindrücke in einer gut organisierten Weise dem Gehirn zu, kann dieses daraus Wahrnehmung, Verhaltensweisen und Lernprozesse formen. Wenn der Fluss un-organisiert erfolgt, wird Verhalten ungeordnet ablaufen - ähnlich wie in einem Verkehrschaos.
Bei diesen ,,ärgerlichen" Kindern...
fallen offensichtlich ein paar Verkehrspolizisten aus oder leiten den Verkehr falsch. Dadurch werden Wahrnehmungen blockiert oder falsch zu-geordnet. Die darauf aufbauenden Gehirnleistungen werden erschwert und eine Vorstellung von den einfachsten Alltagszusammenhängen bereitet Probleme.
Viele dieser Kinder...
können Bewegungen nicht zielgerichtet und gut dosiert einsetzen. Das Bewegungsbild scheint plump/ungeschickt, überschießend/grob oder aber fahrig/zittrig, so, als ob jeder Körperteil ein anderes Ziel verfolge.
Stellen Sie sich vor,
Sie wären so ein bewegungsungeschicktes Kind. Was würden Sie in der Sportstunde machen, wenn Sie wüssten, dass Ihre Bewegungen allenfalls dazu taugen, andere zum Lachen zu bringen? Die Leistung verweigern? ,,Über den Dingen" stehen? Oder vor den anderen den ,,Kasper" markieren?
Stellen Sie sich vor,
Sie hätten Probleme, Ihre Augenmuskeln kontrolliert zu bewegen. Ihre Augen würden beim Lesen und Schreiben nicht immer im gleichen Abstand vorrücken, sondern mal weiter oder sogar zurückgehen. Oder Sie würden sich in der Zeile vertun. Bei größter Anstrengung könnten Sie dieses vielleicht verhindern. Ab und zu würden Ihnen doch Fehler unterlaufen - ärgerliche Fehler, die keiner versteht ...
Die Ausmaße und Begrenzungen des eigenen Körpers, der Grad der Anspannung von Muskeln ist für viele Kinder ein Unsicherheitsfaktor. Was die meisten Menschen unbewusst wahrnehmen, bedarf bei diesen Kindern immer der bewussten Überprüfung. Ihr Gehirn stellt Ihnen diese grundlegende Information nicht zur Verfügung. Nichts geht automatisch.
Das kann für Sie bedeuten, dass Sie immer Ihren Körper und Ihre Umgebung erspüren müssten, um zu wissen, wie Ihre Hände zueinander stehen, ob Sie den Kopf schief halten, ob Sie ganz oder halb auf dem Stuhl sitzen, ob der Nachbar oder Sie selbst schräg sitzen, ob sich der Lehrer oder Sie selbst sich bewegen. - Und Sie müssten immer reden, so in der Art eines Echolotes, um festzustellen, wer mit Ihnen im Moment etwas zu tun hat und wer nicht.
Die Unterscheidungsfähigkeit von ,,wichtig" und ,,unwichtig" versagt häufig bei diesen Kindern. Sie müssen sich aus ihrer Erfahrung und dem, was man ihnen sagt, eine Vorstellung von den realen Wichtigkeiten zurechtlegen, obwohl ihr eigenes Wahrnehmungssystem Ihnen etwas ganz anderes als ,,wichtig“ aufzwingen will. Denn das eigene Gehirn erkennt ,,Wichtiges" nicht.
Stellen Sie sich vor,
Sie sehen einen spannenden Film und sollen dabei schwere Rechenaufgaben lösen. Der Film würde sich Ihnen immer als ,,wichtig" aufdrängen. Sie aber müssten immer daran denken, dass die Rechenaufgaben wichtiger sind und Sie diese fertig machen müssen. Was wäre das für eine tolle Leistung, wenn Sie die Rechenaufgaben schaffen würden! Ihre Anstrengung hat natürlich niemand bemerkt...
Es kann sehr lange dauern...
... bis diese Kinder eine Situation genau geordnet und im Griff haben. Erst dann können sie anfangen zu spielen, zu basteln, zu lernen. Oft wird eine Situation erst ganz erfasst, wenn die nächste schon da ist...
Wissen Sie, dass, um einen Anspitzer auf einem vollen zu Tisch finden, die Augen systematisch den Tisch absuchen müssen? Wenn nun andere Dinge auf dem Tisch liegen, ziehen diese vielleicht Ihre Aufmerksamkeit auf sich, und es wird schwer, den Anspitzer zu finden.
Jedes Kind ist anders (Tipps zum Umgang mit überaktiven Kindern)
Manchem Kind hilft es,
wenn jedes Kind das ,,Seine" und nicht das Gleiche wie alle bekäme . . . (Pestalozzi). Dieser hohe Anspruch lässt sich bei den individuellen Unterschieden und Bedürfnissen sicher kaum verwirklichen. Aber mit kleinen, wohlüberlegten Schritten erreicht man auch schon etwas.
Hilfe bei der Frage,
ob es sich um ein hyperaktives Kind handelt, bzw. wie man als Eltern oder Lehrer/in dem Kind am besten helfen kann, können Sie erwarten von
- Sie müssen Gedanken, die ihnen durch den Kopf schießen, sofort mitteilen.
- Sie beschäftigen sich nicht länger als 5 Minuten mit einer Sache, die sie nicht interessant finden.
- Sie kippeln mit ihrem Stuhl, wälzen sich auf dem Schultisch, fallen vom Stuhl oder hocken unter dem Tisch.
- Sie sind bewegungsunruhig, aber trotzdem oft bewegungsungeschickt.
- Sie werfen mit dem Ellenbogen das Saftglas um, wenn sie die Gabel aufnehmen.
- Sie rennen Mitschüler und Telegrafenmasten gleichermaßen um.
- Sie fahren so Fahrrad, dass man froh ist, auf der anderen Straßenseite zu sein.
- Sie schwimmen nicht, sondern paddeln wie ein junger Hund.
- Sie können mit acht Jahren noch keine Schleife binden.
- Sie machen beim Abschreiben mehr Fehler als im Diktat.
- Sie schlagen das falsche Buch auf der falschen Seite auf und finden das richtige dann, wenn die anderen schon ins Heft schreiben.
- Sie können wichtige Geräusche, z. B. die Stimme des Lehrers, nicht von Nebengeräuschen trennen.
- Beim Schreiben wenden sie starken Druck an und halten sich nicht an Linien.
- Sie bewegen beim Schreiben den Mund, die Zunge, die freie Hand oder die Füße.
- Sie sind impulsiv und explosiv, liebeheischend und distanzlos, sensibel und verschlossen.
- Sie benehmen sich wie Kleinkinder, sind nur nicht mehr so liebenswert...!
- Sie dosieren unpassend: die motorischen Kräfte, die Stimme, die Argumente, die Empfindungen, das Engagement.
So muss man es sich vorstellen
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Kind mit wenigstens fünf der genannten Eigenschaften, von denen jede einzelne schon ausreicht für viel, viel Ärger. Was wären Sie für ein schreckliches Kind! Wenn Sie irgendwo hinkämen, wüssten Sie genau, dass alle froh wären, wenn Sie wieder gingen. Und das wäre ja auch verständlich, denn überall, wo Sie auftauchten, entstünde Unruhe, ginge etwas kaputt...
Wenn Sie so ein Kind wären, würden Sie bemerken, dass Kameraden und Geschwister viele Dinge ,,einfach so" können. Sie würden Angst davor bekommen, dass alle merkten, wie Ihnen oft die simpelsten Dinge irgendwie nicht gelingen. Sie würden sehr genau spüren, dass die anderen Kinder ,,passender" und ,,liebenswerter" sind. Denn das bestätigen Ihnen eigentlich die Kameraden, die Eltern, die Lehrer dadurch, dass sie Ihnen immer und immer wieder sagen, was Sie falsch machen oder was Sie nicht können.
Und wie, glauben Sie, würden Sie sich fühlen, wenn Sie so ein schreckliches Kind wären und eigentlich das Gefühl haben müssten, dass das Leben für alle, für die Sie gerne ,,gut" wären, ohne Sie schöner sein müsste?!
So kann man Überaktivität definieren
Von Überaktivität / Hyperaktivität - je nachdem, welcher Begriff gewählt wird, auch Aufmerksamkeitsdefizit-Sydrom = ADS, spricht man erst dann, wenn die unter 1. genannten Eigenschaften bei einem Kind häufiger als bei Gleichaltrigen auftreten und sich daran mindestens ein halbes Jahr lang nichts ändert.
So sehr sich das Verhalten von Kindern mit Über- oder Hyperaktivitätsstörungen auch unterscheidet, bei genauer Beobachtung lassen sich fast immer folgende vier Gegebenheiten erkennen:
Bewegungsunruhe
Eingeschränkte Aufmerksamkeit: leichte Ablenkbarkeit, wenig Ausdauer, schneller Wechsel in den Beschäftigungen
Impulsivität: vorschnelles, planloses Handeln
Gefühlsmäßige Labilität:
Hin- und Hergerissensein zwischen z.B. Aufmerksamkeitsbedürftigkeit und heftiger Wut oder robuster Unempfindlichkeit und extremer Verletzlichkeit
Sehr häufig weisen die Kinder als zentrales Merkmal Integrations- oder Wahrnehmungsstörungen auf. Es kann sich z. B. um Störungen in der optischen oder akustischen Differenzierung handeln oder aber um eine gestörte Tastwahrnehmung oder ein ungenügend ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl. Wie oben bereits erwähnt, gibt es noch eine Reihe von anderen denkbaren Integrationsstörungen, und diese können in unterschiedlichster Kombination und Ausprägung vorhanden sein.
In vielen Fällen vermutet man, dass die Integrations- und Wahrnehmungsstörungen. Auslöser für motorische Unruhe und Impulsivität sind. Es scheint so zu sein, als ob die Kinder ihre "Missempfindungen" durch erhöhte Aktivität kompensieren wollen.
Noch etwas kommt hinzu:
Diese Kinder wissen häufig nicht, wie sie eine Freundschaft aufbauen und aufrechterhalten können, obwohl sie ihrem Gefühl nach große Anstrengungen dafür unternehmen.
Die Ursachen
Trotz aller bisherigen Bemühungen gibt es bis heute keine endgültige Aussage zur Entstehung von Hyper- oder Überaktivität. Man geht davon aus, dass die Auffälligkeiten häufig multifaktoriell bedingt sind; das heißt, bei einem Kind können durchaus mehrere Ursachen in Frage kommen.Folgende Einflussfaktoren werden im Zusammenhang mit Hyper- oder Überaktivität diskutiert: Erbliche oder anlagebedingte Faktoren:Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Kindern eine erbliche Disposition vorhanden sein muss.
Biochemische Faktoren:
Verbindungen zwischen Nervenzellen kommen nicht wunschgemäß zustande oder biochemische Reizungsprozesse verzögern sich, z. B. durchschädigende Einwirkungen während Schwangerschaft und Geburt, Stoffwechselstörungen, Ernährungsfehler, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Schwächung der körpereigenen Abwehr infolge von Umweltbelastungen, z. B. Quecksilber, Blei u. a. m.
Hirnorganische Faktoren:
In den letzten Jahren treten diese Faktoren zunehmend in den Hintergrund, kommen aber in Einzelfällen immer noch als Ursache in Betracht: Infektionskrankheiten, z. B. Hirnhautentzündung, außergewöhnliche Belastungen während Schwangerschaft oder Geburt.
Psychosoziale Faktoren:
Das auffallende Verhalten ist ein Notsignal des Kindes auf gestörte Beziehungen in seinem sozialen Umfeld. Überflutung mit optischen und akustischen Eindrücken bei gleichzeitiger Unterversorgung der Sinne und der Motorik mit gesunden Entwicklungsreizen, fehlende Nestwärme, Mangel an Konsequenz und andere spezielle Familienprobleme, falsches Leistungsdenken, überzogene Leistungsanforderungen, Kommunikationsstörungen in Kindergarten, Schule, mit anderen Kindern.
Es gibt auch Kinder, die eher aktivitätsgebremst sind, ansonsten aber ganz ähnliche Symptome aufweisen wie die oben genannten. Aufgrund der fehlenden Bewegungsunruhe wirken diese Kinder in ihrer Umgebung zunächst unauffällig, und ihre Probleme werden lange übersehen.
Ein bildhafter Vergleich
Die Sache mit dem Verkehrspolizisten Das menschliche Gehirn muss Sinneseindrücke und Empfindungen ordnen, damit ein Mensch sich normal bewegen und verhalten kann. Das Gehirn lokalisiert und ordnet Empfindungen etwa so wie ein Verkehrspolizist, der Autos und Fußgänger leitet. Fließen Sinneseindrücke in einer gut organisierten Weise dem Gehirn zu, kann dieses daraus Wahrnehmung, Verhaltensweisen und Lernprozesse formen. Wenn der Fluss un-organisiert erfolgt, wird Verhalten ungeordnet ablaufen - ähnlich wie in einem Verkehrschaos.
Bei diesen ,,ärgerlichen" Kindern...
fallen offensichtlich ein paar Verkehrspolizisten aus oder leiten den Verkehr falsch. Dadurch werden Wahrnehmungen blockiert oder falsch zu-geordnet. Die darauf aufbauenden Gehirnleistungen werden erschwert und eine Vorstellung von den einfachsten Alltagszusammenhängen bereitet Probleme.
Viele dieser Kinder...
können Bewegungen nicht zielgerichtet und gut dosiert einsetzen. Das Bewegungsbild scheint plump/ungeschickt, überschießend/grob oder aber fahrig/zittrig, so, als ob jeder Körperteil ein anderes Ziel verfolge.
Stellen Sie sich vor,
Sie wären so ein bewegungsungeschicktes Kind. Was würden Sie in der Sportstunde machen, wenn Sie wüssten, dass Ihre Bewegungen allenfalls dazu taugen, andere zum Lachen zu bringen? Die Leistung verweigern? ,,Über den Dingen" stehen? Oder vor den anderen den ,,Kasper" markieren?
Stellen Sie sich vor,
Sie hätten Probleme, Ihre Augenmuskeln kontrolliert zu bewegen. Ihre Augen würden beim Lesen und Schreiben nicht immer im gleichen Abstand vorrücken, sondern mal weiter oder sogar zurückgehen. Oder Sie würden sich in der Zeile vertun. Bei größter Anstrengung könnten Sie dieses vielleicht verhindern. Ab und zu würden Ihnen doch Fehler unterlaufen - ärgerliche Fehler, die keiner versteht ...
Die Ausmaße und Begrenzungen des eigenen Körpers, der Grad der Anspannung von Muskeln ist für viele Kinder ein Unsicherheitsfaktor. Was die meisten Menschen unbewusst wahrnehmen, bedarf bei diesen Kindern immer der bewussten Überprüfung. Ihr Gehirn stellt Ihnen diese grundlegende Information nicht zur Verfügung. Nichts geht automatisch.
Das kann für Sie bedeuten, dass Sie immer Ihren Körper und Ihre Umgebung erspüren müssten, um zu wissen, wie Ihre Hände zueinander stehen, ob Sie den Kopf schief halten, ob Sie ganz oder halb auf dem Stuhl sitzen, ob der Nachbar oder Sie selbst schräg sitzen, ob sich der Lehrer oder Sie selbst sich bewegen. - Und Sie müssten immer reden, so in der Art eines Echolotes, um festzustellen, wer mit Ihnen im Moment etwas zu tun hat und wer nicht.
Die Unterscheidungsfähigkeit von ,,wichtig" und ,,unwichtig" versagt häufig bei diesen Kindern. Sie müssen sich aus ihrer Erfahrung und dem, was man ihnen sagt, eine Vorstellung von den realen Wichtigkeiten zurechtlegen, obwohl ihr eigenes Wahrnehmungssystem Ihnen etwas ganz anderes als ,,wichtig“ aufzwingen will. Denn das eigene Gehirn erkennt ,,Wichtiges" nicht.
Stellen Sie sich vor,
Sie sehen einen spannenden Film und sollen dabei schwere Rechenaufgaben lösen. Der Film würde sich Ihnen immer als ,,wichtig" aufdrängen. Sie aber müssten immer daran denken, dass die Rechenaufgaben wichtiger sind und Sie diese fertig machen müssen. Was wäre das für eine tolle Leistung, wenn Sie die Rechenaufgaben schaffen würden! Ihre Anstrengung hat natürlich niemand bemerkt...
Es kann sehr lange dauern...
... bis diese Kinder eine Situation genau geordnet und im Griff haben. Erst dann können sie anfangen zu spielen, zu basteln, zu lernen. Oft wird eine Situation erst ganz erfasst, wenn die nächste schon da ist...
Wissen Sie, dass, um einen Anspitzer auf einem vollen zu Tisch finden, die Augen systematisch den Tisch absuchen müssen? Wenn nun andere Dinge auf dem Tisch liegen, ziehen diese vielleicht Ihre Aufmerksamkeit auf sich, und es wird schwer, den Anspitzer zu finden.
Jedes Kind ist anders (Tipps zum Umgang mit überaktiven Kindern)
Manchem Kind hilft es,
- wenn es zu Beginn der Unterrichtsstunde zu Wort kommen darf, nämlich dann, wenn seine Konzentration noch einigermaßen hoch ist,
- wenn man mit dem Kind Zeichen vereinbart, um es zurückzuholen,
- wenn seine rasche Ermüdbarkeit nicht als Faulheit ausgelegt wird,
- wenn es, um seine eigene Aufmerksamkeit zu steuern, die Technik des ,,inneren Sprechens" erlernt.
- wenn während einer Unterrichtsstunde Bewegungspausen ermöglicht werden (Unterrichtsgänge, inoffizielles Austreten),
- wenn sie sich in einer aktiven Spielpause regenerieren können,
- wenn ein Sportlehrer das Gespött der Mitschüler verhindern kann und kooperative oder psychomotorische Spiele anbietet.
- wenn man ihnen als Diktat nur einen Lückentext gibt,
- wenn sie in der Berichtigung nur die falsch geschriebenen Wörter korrigieren müssen,
- wenn bei Kopfrechenaufgaben erlaubt wird, Teilergebnisse zu notieren,
- wenn neue Informationen so anschaulich wie möglich erfahrbar gemacht werden,
- wenn man auf Beeinträchtigungen im visuellen oder akustischen Bereich Rücksicht nimmt und den Sitzplatz in der Schule entsprechend wählt.
- wenn man es anschaut oder anfasst, wenn man mit ihm spricht,
- wenn ihm Hilfen gegeben werden bei der Organisation seines Arbeitsplatzes, seiner Hausaufgaben, z.B. durch eine Checkliste,
- wenn man ihm bei Antworten Zeit und Hilfestellung gewährt,
- wenn man Herumhantieren oder Kritzeln auf dem Papier als Ausdruck der Spannungsabfuhr akzeptieren kann (die Plüschmaus unter dem Tisch bindet die Unruhe).
- wenn man ihm "Aufträge" gibt, von denen man sicher sein kann, dass es diese gut ausführen kann,
- wenn es als Schüler/in in einer Sache Experte vor der Klasse sein darf.
- wenn sie trotz ihrer Probleme das Wohlwollen der Eltern und Lehrer spüren,
- wenn Eltern und Lehrer richtig loben. Statt: "Na, siehst du, du kannst doch, wenn du willst" besser "du hast dich richtig angestrengt und es hat geklappt, prima!"
- wenn der Lehrer im persönlichen Gespräch signalisiert: Ich weiß von deinen Schwierigkeiten!
- wenn Erwachsene nicht nachtragend sind.
- wenn sie sich auf einen klar strukturierten Tagesablauf verlassen können,
- wenn sie sich auf angekündigte Konsequenzen verlassen können,
- wenn sie Sicherheit durch feste Rituale in Familie und Schule erhalten,
- wenn sie nicht durch zu viele Regeln eingeengt werden,
- wenn sie bei kleineren Vergehen keine Aufmerksamkeit bekommen, bei "gutem Verhalten" aber sofortige Zuwendung.
- wenn zwischen Eltern und Lehrer/in enge Zusammenarbeit besteht,
- wenn Fachleute aus dem Umfeld des Kindes zusammenarbeiten,
- wenn seine Eltern ihre Erfahrungen z.B. im Rahmen einer Selbsthilfegruppe austauschen.
wenn jedes Kind das ,,Seine" und nicht das Gleiche wie alle bekäme . . . (Pestalozzi). Dieser hohe Anspruch lässt sich bei den individuellen Unterschieden und Bedürfnissen sicher kaum verwirklichen. Aber mit kleinen, wohlüberlegten Schritten erreicht man auch schon etwas.
Hilfe bei der Frage,
ob es sich um ein hyperaktives Kind handelt, bzw. wie man als Eltern oder Lehrer/in dem Kind am besten helfen kann, können Sie erwarten von
- Kinderärzten / Kinderärztinnen
- Sozialpädiatrischen Kinderzentren
- Schulpsychologischen Beratungsstellen
- Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche
- Praxen für Ergotherapie, Heilpädagogik, Motopädie, Sprachheiltherapie
- Elternselbsthilfegruppen
- Diskussionsforen im Internet